Projekt / Event / TrIBUTE BAND — 2018 / 2020
In diesem Tribute-Band-Projekt widmen sich die Herren zusammen mit einigen Musiker-Freunden einem seit den 80ern in Vergessenheit geratenen Underdog der Berliner Musikszene.
Das Westberlin der 80er Jahre war nicht nur der Nährboden für neue Musik und Musikerkarrieren die bis heute andauern, sondern auch ein Ort der Freiheit und Enttäuschung. In einer Szene, die weltweiten Einfluss genoß und wo jeder Abend die Inspiration für ein Album sein konnte gab es stille Helden, deren Sound frisch und prägend war, während ihnen die Anerkennung dafür verwehrt blieb.
Herren von Zzet und Freunde würdigen einen dieser Ausnahmemusiker. Der Freigeist und Sessionheld Ronny Forelle spielte mit seinem Ensemble mal laxe und groovige, mal schräge und komplexe Fusionmusik, in der man viele spätere Richtungen und Stile wieder erkennt, obwohl sie doch eigenständig bleibt.
Der Berliner Jazz-Connoisseur und Recordist Manfred Sau hat einige der wenigen verbliebenen Aufnahmen aufbereitet und auf seinem Label unter dem Titel Fundstücke neu veröffentlicht. Dieses Album würdigten die Herren mit ihren Freunden Annika Hein, Stefan Bots, Devon Elaschuk und Fabian G. Knof an zwei Tribute-Konzertabenden im Sommer 2018.
Ronny Forelle wurde Mitte der 50er als Ronald Fischer in eine nordrheinwestfählische Arbeiterfamilie geboren. Über seine Kindheit und Jugend ist kaum etwas bekannt – aber man sagt, er habe seine Liebe zur Musik von seinem Großvater geerbt, der als Organist in einer Bigband spielte.
Mitte der 70er Jahre ging Fischer nach West-Berlin, um der Wehrpflicht zu entgehen. Dort hielt er sich in den ersten Jahren durch Gelegenheitsauftritte als Alleinunterhalter »Ronny Forelle« über Wasser – mit mäßigem Erfolg. »Die Schulden für die Anschaffung seiner Dr. Böhm Orgel konnte er nie begleichen«, lautet eines der vielen Gerüchte, die sich um die Figur Ronny Forelle ranken.
Seine Freizeit verbrachte er in namhaften und fragwürdigen Berliner Jazzkneipen. Dort lernte er die Freuden ausschweifenden Drogenkonsums kennen – und einige der Musiker, mit denen er später als »Das Ronny Forelle Ensemble« Auftritte und Studiosessions bestreiten würde.
Das Ronny Forelle Ensemble war in der West-Berliner Szene nicht unumstritten. Die einen belächelten die Band für ihr stümperhaftes Spiel. Die anderen liebten das Ensemble für seine ausgelassene Spielfreude und das oft unterschätzte Talent Forelles, so eingängige wie eigenartige Stücke zu schreiben. Trotz seines ungeheuren Engagements konnte das Ensemble keine wirklichen Erfolge verzeichnen und blieb ausserhalb Berlins völlig unbekannt.
Im August 1987 ging Ronny Forelle nach Ost-Berlin, um das Konzert von James Last im Palast der Republik zu besuchen. Seitdem wurde er nie wieder gesehen. Drei Monate nach Forelles Verschwinden wurde die Band offiziell aufgelöst, durch die verbliebenen Mitglieder der letzten Ensemble-Besetzung:
James Blanque (Blasinstrumente)
Rüdiger van Houten (Schlagzeug)
Jürgen »Jimmi« Schatullke (Bass)
Henning H. Hennings (Gitarre)
»Etwas Lachs« ist der einzige Forelle-Song, zu dem es bereits in den 80ern ein offizielles Musikvideo gab. Obgleich die Videoproduktion noch primitiver ausgefallen ist, als die Audioproduktion, hat es vermutlich dazu beigetragen, dass »Etwas Lachs« das bekannteste Forelle-Stück wurde.
Idee und Umsetzung: James Blanque